„Speed-Dating lohnt sich doch“, sagte Nancy Faeser am Ende des eineinhalbstündigen Gesprächs mit Vertreter*innen des St. Elisabeth-Vereins im Café SALAMANCA und versprach, sich um die angesprochenen Themen zu kümmern oder sie an die entsprechenden Stellen weiterzugeben.
Warum sich die schnelle Form des Kennenlernens lohnt und mitunter in einen intensiveren Austausch führt? Nikolaos Rizidis, Mitarbeiter des St. Elisabeth-Vereins, den alle nur Niko nennen, hatte während eines Landtagswahl-Speed-Datings des Radiosenders FFH die SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin über die Arbeit im Inklusionscafé, aber auch über die Probleme bei der Umsetzung der Inklusions- und Teilhabe-Konzepte informiert und sie eingeladen, sich die Arbeit einmal vor Ort anzuschauen. Diese fünf Minuten seien so nachhaltig gewesen, dass sie Feuer und Flamme von dem gewesen sei, was sie gehört und erfahren habe. „Das Gespräch hat ausgereicht, um mich für die Arbeit sowie die Probleme zu interessieren“, sagte die Politikerin.
Schneller als gedacht, in der Woche vor der Landtagswahl, kam es zu dem besonderen Miteinander. Die Vorstände des St. Elisabeth-Vereins Ulrich Kling-Böhm und Matthias Bohn sowie unter anderem die Mitarbeiter Paco Leuschner (Hilfen zur Verselbständigung), Andreas Droste (Teilhabezentrum) und natürlich Nikolaos Rizidis stellten nicht nur die besondere Arbeit im Inklusionscafé dar, sondern machten auch anschaulich die Probleme bei der Finanzierung der Betreuungs- und Teilhabearbeit im Hin und Her von und zwischen Zuständigkeiten deutlich. Aber auch Wohnungsnot – gerade für Menschen mit Hilfebedarf – und fehlende gesetzliche Sozialkomponenten beim wirtschaftlichen Handeln solcher Unternehmen wie dem St. Elisabeth-Verein waren Themen.
Dass zum Beispiel ein gemeinsam mit dem KreisJobCenter erarbeitetes Konzept zur Refinanzierung pädagogischer Leistungen in der Betreuung bei bestimmten Beeinträchtigungen nicht umgesetzt werden konnte, weil die Fördermittel dann dafür ausgeschöpft waren. Oder die Kritik des kaufmännischen Vorstandes Matthias Bohn, dass bei der Taxonomie – einem Verfahren zur Bewertung von Gebäuden – zwar der CO2-Fußabdruck eine Rolle spielt, nicht aber die soziale Komponente. „Und dabei erfüllt kein einziges Gebäude die Norm für den Umweltfußabdruck.“ Entsprechend fallen die Bewertungen der Banken aus, was sich wiederum auf die Unternehmensbewertung auswirkt.
Ein rechtskreisübergreifendes Denken und Handeln wünscht sich der operative Vorstand Ulrich Kling-Böhm, dass auch Barrieren zwischen den Ämtern abgebaut werden. Dass Verwaltungsmitarbeiter*innen nicht nur formal entscheiden können, sondern auch befähigt werden, sich mit bestimmten Beeinträchtigungen oder Krankheiten zu beschäftigen, weil „sie letztendlich über Leistungen entscheiden“.
Aber nicht nur Speed-Dating, sondern auch solche Gesprächsrunden lohnen sich, waren sich alle Beteiligten einig. Damit, wie Nikolaos Rizidis kritisierte, „Kürzungen nicht immer im sozialen Bereich stattfinden“. Damit es nicht mehr „beschämend“ für die Spitzenpolitikerin ist, wenn sie von den Problemen hört oder weiß, was andere Länder beim Thema Inklusion und Teilhabe leisten: „Wir haben miteinander noch viel zu tun.“