Traumafachberatung

Was versteht man unter einer Traumatisierung?

Biografien sind keine gradlinig gezeichneten Verläufe, die einem stringenten Muster folgen. Vielmehr werden sie mitbestimmt durch vielfältige äußere Ereignisse und die Art unserer Auseinandersetzung mit ihnen. Auch unvorhergesehene Ereignisse, die ihren Ursprung in z.B. nicht steuerbaren Krisen haben, können den Verlauf unserer Lebensgestaltung verändern. Als Beispiel seien hier gesamtgesellschaftlich betreffende Phänomene wie Kriege oder Pandemien genannt. Aber auch einschneidende Ereignisse im sozialen Nahfeld wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung, die Teilhabe an Unfällen, das Erleben von seelischer, physischer oder sexualisierter Gewalt etc. können tiefe seelische Wunden hinterlassen.

Sind diese Ereignisse in ihrer Beschaffenheit so extrem und gewaltsam, dass das eigene neurologische Regulationssystem zu einer Reaktion nicht mehr im Stande ist, wird es durch ein Übermaß an Hilflosigkeit und Ohnmachtserleben überflutet und kann sich gegen die andrängende Panik nicht mehr schützen.

Die Folge ist eine bis tief ins Innere spürbare Erschütterung, aus welcher sich eine Traumafolgestörung entwickeln kann.

Es wird unterschieden in zwei Typen von Traumata:

Monotrauma

hierbei handelt es sich um einmalige, traumatisierende Erfahrungen wie bspw. Verkehrsunfälle, Überfälle oder das Miterleben von Naturkatastrophen. Die Ereignisse sind oft Zufälle (zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort), sie sind einmalig und stehen nicht nur in Zusammenhang mit menschlichem Handeln.

Serielle Traumatisierung

lang andauernde oder sich wiederholende Gewalterfahrungen wie bspw. das Erleben sexualisierter Gewalt, Folter oder auch körperliche und seelische Vernachlässigung während der Kindheit sind vom Menschen hergestellte Situationen, die besonders schwer zu verarbeiten sind.

Die Symptome einer Traumafolgestörung sind sehr unterschiedlich und weitreichend. Betroffene können bspw. unter Schlaflosigkeit, Alpträumen, Angstzuständen, Nervosität, Erregungszuständen, Gedächtnislücken, Appetitlosigkeit, körperlichen Schmerzen, depressivem Empfinden, Flashbacks und Dissoziationen u.v.m. leiden.

„DAS“ traumatische Ereignis als solches gibt es nicht. Inwiefern es in Folge des Erlebens von Gewalterfahrungen zu einer Traumatisierung bzw. zu einer chronischen Traumafolgestörung kommt, hängt immer davon ab, wie resilient ein Mensch ist und welche anderen positiven und unterstützenden Faktoren im direkten Umfeld verfügbar sind.
Je eher ein Mensch, der extreme Erschütterung erleben musste, anfängt, darüber zu sprechen und Unterstützung erhält, am besten durch nahe Bezugspersonen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die seelische Gesundheit wiederhergestellt wird, bzw. gar nicht erst in Frage gestellt ist.

Sollte die vorhandene Unterstützung durch das Umfeld nicht ausreichend sein, ist unsere Beratungsstelle ein geeigneter und qualifizierter Anlaufpunkt, um Betroffene zu beraten und bei Bedarf zu begleiten.

Das bieten wir im Einzelnen:

  • Überbrückung während der Therapieplatzsuche
  • Entlastende Gespräche und stabilisierende Begleitung
  • Informationen zu Entstehung, Verlauf und Symptomatik von Traumatisierung
  • Distanzierungs- und Orientierungstechniken
  • Entwicklung individueller Bewältigungsstrategien bei Stress- und Konfliktsituationen
  • Unterstützung beim Antragsverfahren bei EHS oder Sozialen Entschädigungsgesetzes (ehemals OEG)

An wen richtet sich die Beratung:

Alle Menschen ab 16 Jahren, die infolge von extremen Ereignissen an Symptomen einer Traumatisierung leiden, als auch Angehörige und Unterstützer*innen von Menschen, die von Traumatisierung betroffen sind, können das Angebot nutzen.

Ebenfalls Fachkräfte, welche in ihrem Arbeitsalltag mit dem Thema „Trauma“ in Berührung kommen, können das Angebot als Entlastungsmöglichkeit wahrnehmen oder Fachwissen abfragen.

Kostenpunkt:

Das Projekt „Fachberatung für Psychotraumatologie“ in Marburg wird durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert und ist daher jedem Menschen kostenlos zugänglich.

Kontaktwege:

Wir bieten persönliche Beratung in unserer Beratungsstelle in der Liebigstr. 9 in 35037 Marburg an.
Neben der persönlichen Beratung ist es auch möglich, anonym eine telefonische oder E-Mail-Beratung in Anspruch zu nehmen.

Die Beratung erfolgt höchst vertraulich und unter der Prämisse der Verschwiegenheit.

 

Termine für Beratungsgespräche können telefonisch unter der Nummer 06421/4909994 zu folgenden Sprechzeiten vereinbart werden:

Dienstag 09:00 – 11:00
Donnerstag 15:00 – 17:00

Außerhalb der Telefonzeiten können Sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und wir rufen Sie zeitnah zurück.
Es gibt ebenfalls die Möglichkeit, sich per E-Mail an die Beratungsstelle zu wenden unter der Mail-Adresse: traumaberatung@elisabeth-verein.de

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