Intensiv Betreutes Wohnen
Das Intensiv Betreute Wohnen (kurz: IBW) wurde im Rahmen des St. Elisabeth-Vereins in Marburg im Jahr 1991 gegründet. Anfangs bestand es aus einem Haus am Rande der Innenstadt. Das Ziel war es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die lange Zeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht waren, einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ermöglichen.
In dieser Zeit gab es große Berührungsängste in der Jugendhilfelandschaft gegenüber „psychiatrischen Fällen“. Deshalb mangelte es an Konzepten für die Arbeit mit diesem „schwierigen Klientel“. Diese Lücke wollte das IBW auf der Grundlage von pädagogischer Intensivbetreuung (1:1), durch Kompetenz im Umgang mit psychischen Erkrankungen sowie durch ein hohes Maß an Geduld und Durchhaltevermögen schließen.
In den folgenden Jahren etablierte und entwickelte sich dieses Konzept durch Erfahrungen, durch Kooperationen innerhalb und außerhalb des St. Elisabeth-Vereins und auch durch den Prozess der Professionalisierung sozialer Arbeit, der durch das SGB VIII angestoßen wurde.
Der Bedarf an Einrichtungen der Jugendhilfe, die vor der Arbeit mit den „Schwierigsten“ nicht zurückschrecken, führte in den folgenden Jahren zur Eröffnung fünf weiterer intensiv betreuter Wohngruppen. Teilweise setzten die neuen Gruppen besondere Schwerpunkte (Schwerpunkt: „psychotische Erkrankungen“ – IBW Wetter / Schwerpunkt: „Kinder ab 10 Jahren“ – IBW Stadtwald / Schwerpunkt: „Jungenpädagogik“ – IBW Schönstadt), teilweise entsprachen sie der ursprünglichen Zielsetzung mit dem Schwerpunkt: „gemischtgeschlechtliche Wohngruppen für Jugendliche und junge Erwachsene, die erhebliche Probleme mit sich und ihrer Umwelt haben und aus diesem Grund von einer wesentlichen seelischen Behinderung bedroht oder betroffen sind“ (IBW‘s St. Jost, Großseelheimer Straße und Herborn).
In allen sechs Gruppen des Intensiv Betreuten Wohnens werden junge Menschen nach stationären Aufenthalten in Kinder- und Jugendpsychiatrien, nach gescheiterten Hilfemaßnahmen, aus anderen Einrichtungen und aus Familien aufgenommen. Sie sind häufig aufgrund von Beziehungsabbrüchen, Zurückweisungen, Ablehnungen und Misserfolgen in ihrem Leben sehr verzweifelt. Völliger Rückzug, selbstverletzendes oder oppositionell-aggressives Verhalten sind oft die Folge ihrer Lebenssituation. Unsere pädagogische Arbeit erfordert deshalb ein hohes Maß an Geduld, Klarheit und Kreativität genauso wie die interdisziplinäre Kooperation mit anderen Hilfesystemen (Psychiatrie, Schule, Ausbildungsstätte, Polizei, Justiz etc.).
Auf der Grundlage einer Intensiv Betreuten Wohngruppe entwickeln wir mit den jungen Menschen und ihrem sozialen Bezugssystem Maßnahmen, die ihrem individuellen Bedarf entsprechen. Je besser es gelingt, ein abgestimmtes Handeln zwischen den Klienten, ihrer Familie, der Schule, Therapie, gegebenenfalls Psychiatrie und der Intensiv Betreuten
Wohngruppe herzustellen, desto größer ist die Chance, den Grundstein für eine gelingende Zukunftsperspektive zu entwickeln.
Nach einer Überprüfung, der für einen geregelten Schulbesuch notwendigen Leistungs- und Verhaltensressourcen, organisieren wir in enger Zusammenarbeit mit dem Schulamt, den städtischen Schulen und ggfs. der Förderschule des St. Elisabeth-Vereins eine Anbindung und Integration an einer geeigneten Schule. Bei entsprechender Indikation ist auch eine Beschulung in der Abteilung „Integrative Lerntherapie” der Julie-Spannagel-Schule möglich.
Mit Blick auf eine berufliche Perspektive bietet der Standort Marburg viele differenzierte Möglichkeiten. Neben dem vorhandenen 1. Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sind hier vor allem StEBB (St. Elisabeth-Verein Berufliche Bildung) sowie verschiedene Reha-Träger zur Vermittlung und Integration seelisch Behinderter in Beschäftigungsmaßnahmen zu nennen.
Die Zusammenarbeit mit Eltern bzw. Sorgeberechtigten liegt uns ganz besonders am Herzen und hat in unserer Arbeit einen hohen Stellenwert. Wir bieten in besonders „schwierigen“ Fällen außerdem die Möglichkeit eines zusätzlichen Angebots in Form einer systemischen Familientherapie an.
Die organisatorischen Grundlagen unserer Arbeit sind: eine Betreuungsdichte von 1:1, rund-um-die-Uhr-Betreuung mit flexibler Dienstplangestaltung und ein hohes Maß an Eigenverantwortung der pädagogischen Fachkräfte. Die gesetzlichen Grundlagen sind: §27 in Verbindung mit §§34, 35a, 41 SGB VIII.
Zum Ende der pädagogischen Maßnahme im IBW, wenn eine tragfähige Stabilisierung der Persönlichkeit der jungen Menschen und eine schulische oder berufliche Perspektive erschlossen und umgesetzt sind, wird im Rahmen der Hilfeplanung je nach Alter entweder eine begleitete Rückführung in den Haushalt der Sorgeberechtigten oder eine Überleitung in ein Betreuungssystem mit deutlich weniger intensiver Betreuung geplant und realisiert. Hier sind beispielsweise andere Wohngruppen oder auch das Betreute Wohnen zu nennen.
Unsere Einrichtungen
Kontaktpersonen
Marco Schewe
Geschäftsbereichsleiter Geschäftsbereich VI
Tel.: 06421 1808-67
Fax.: 06421 1808-40
m.schewe@elisabeth-verein.de
Sandra Hartung
Beraterin und Familientherapeutin
Tel.: 06421 1808-61
Fax: 06421 1808-40
s.hartung@elisabeth-verein.de
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