Am vergangenen Freitagabend fand im Café SALAMANCA eine mitreißende Lesung des bekannten Autors Andreas Steinhöfel statt. Der Büchereiverein Cölbe hatte den beliebten Schriftsteller eingeladen, um aus seinem Werk „Wenn mein Mond deine Sonne wäre“ zu lesen. Rund 130 Besucher*innen fanden sich in der gemütlichen Atmosphäre des Cafés ein, um der Lesung zu lauschen und in die faszinierende Welt von Steinhöfels Erzählung einzutauchen. Die geplanten Plätze reichten nicht aus und es mussten kurzfristig noch weitere Sitzmöglichkeiten im Foyer geschaffen werden. Zunächst begrüßte Monika Seher vom Büchereiverein die Anwesenden. Von Kindern im Grundschulalter bis zu Senior*innen waren alle Altersgruppen vertreten.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung war die Vorfreude unter den Anwesenden spürbar. Viele hatten sich im Vorfeld mit dem Buch und dem Autor beschäftigt und waren gespannt darauf, die Charaktere und Geschichte direkt vom Verfasser zu hören. Steinhöfel, der für seinen einfühlsamen Schreibstil und seinen tiefgründigen Umgang mit jugendlichen Themen bekannt ist, verstand es, die Zuhörer*innen von der ersten Minute an in seinen Bann zu ziehen.

Mit seiner charakteristischen warmen Stimme erzählte er die anrührende Geschichte von Max, der seinen Großvater abgöttisch liebt und betrübt darüber ist, dass dieser jetzt im Heim leben muss – in einem Altersheim, wo die Türen von innen nur mit einem Code zu öffnen sind, damit die alten Bewohner*innen nicht flüchten können.

Der Großvater lebt dort, weil er unter Demenz leidet. Noch erkennt er Max, aber wie lange noch? Max beschließt, sich und seinem Großvater einen unvergesslichen Tag zu bescheren, indem er ihn einfach „entführt“. Fräulein Schneider, ebenfalls Heimbewohnerin, schließt sich den beiden an und schließlich wird auf einer Sommerwiese ausschweifend getanzt.

Da Steinhöfel diese Geschichte aus Max’ Perspektive erzählt, konnten sich die Zuhörer*innen bestens in seine Gefühlswelt hineinversetzen und verstehen, was ihn wirklich bedrückt: das Ende der unbeschwerten Kindheitstage mit einem geliebten Menschen, weil dieser sich verändert. Die Furcht, den Großvater „verschwinden“ zu sehen, ist ganz real, aber die Antwort des Alten ist klug genug, um zu überzeugen.

Unterbrochen, oder besser gesagt unterstützt, wurde die Lesung von klassischer Musik von Sergei Prokofjew und Georges Bizet, die die Szenen mal beschwingt, mal behäbig, immer wieder aufs Neue passend, bereicherte. Und mit der Zeit wurde manches rhythmische Fußwippen, Kopfnicken oder sogar Dirigieren – selbst von jungen Gästen – im Publikum sichtbar.

Die Geschichte war nicht nur emotional („das große Vergessen naht“), sondern auch humorvoll („die hat nicht mehr alle Murmeln im Schälchen“) und regte zum Nachdenken an und fesselte die Zuhörer*innen.

Der Abend endete mit einer Signierstunde, bei der die Besucher*innen die Gelegenheit hatten, sich ihr Exemplar von Steinhöfels Büchern persönlich signieren zu lassen. Viele nutzten die Chance, um ein paar Worte mit dem Autor zu wechseln und ihre Eindrücke von der Lesung zu teilen. Zuvor hatte der Autor mit Hilfe einer jungen Assistentin noch zehn Bücher unter allen Anwesenden verlost und auf die Leselernhilfen von „MENTOR Marburg-Biedenkopf“, deren Schirmherr er ist, hingewiesen.

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und zeigte einmal mehr, wie wichtig Literatur und der persönliche Austausch mit Autoren sind. Der Büchereiverein Cölbe hat es geschafft, ein kulturelles Highlight zu setzen, das sowohl die Herzen der Literaturfreund*innen als auch das des Autors erwärmte. Andreas Steinhöfel hinterließ bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck und das Gefühl, Teil einer besonderen literarischen Gemeinschaft zu sein.

Der Abend mit Andreas Steinhöfel war Bestandteil einer ganzen Reihe von Lesungen im Café SALAMANCA, die in Zusammenarbeit von St. Elisabeth-Verein, der Gemeinde Cölbe und der Gemeindebücherei organisiert und veranstaltet werden.

 

Der Autor im Kurzporträt:

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren und ist in Biedenkopf aufgewachsen. Er lebte 20 Jahre in Berlin und ist seit knapp 15 Jahren zurück im Hinterland.

Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie beispielsweise „Die Mitte der Welt“. Für „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ erhielt er unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer wurde Andreas Steinhöfel 2009 der Erich Kästner Preis für Literatur verliehen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet, und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA-Preis und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert.

Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich für das Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer, Rezensent und Drehbuchautor. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma „sad ORIGAMI“ als Produzent von Kinderfilmen.

 

Das Café SALAMANCA war bis auf den letzten Platz gefüllt

Zunächst begrüßte Monika Seher vom Büchereiverein die Anwesenden